BONDO – Bergell

Der Bergsturz am Piz Cengalo/Bondo am 23.8.2017

Der Bergsturz von Bondo ereignete sich an der Nordflanke des Piz Cengalo (3369 m ü. M.) im schweizerischen Bergell. Nach vorherigen Felsabbrüchen und Muren in den Jahren 2011 und 2012 kam es am 23. August 2017 zum grössten Bergsturz in Graubünden seit Jahrzehnten, der acht Menschenleben forderte.

Wissenschaftler beobachten seit Längerem den Piz Cengalo (3369 m). Am 27.12.2011 gab es dort im Bondasca-Tal einen ersten Felssturz mit etwa zwei Millionen Kubikmetern; weitere folgten im Sommer 2012. Ein Auffangbecken für 50.000 Kubikmeter wurde für 5,3 Millionen Franken gebaut und ein Alarmsystem installiert.
Für unsere Gletscherfotografie bin ich am 20.8.2017 zur Sciora-Hütte gewandert und habe auch die Fotos der seit 15.8.2017 beobachteten Steinschläge fotografiert.

Am Morgen des 23.8.2017 gegen 9.30 ereignete sich der Bergsturz mit etwa vier Millionen Kubikmetern. Durch den auftauenden Permafrost mit einer spontanen Verflüssigung am Gletscher Vadrec dal Cengalo wirkte das Eis wie eine Schmierschicht: Mit bis zu 200 km/h raste die Gerölllawine in das Bondasca-Tal. Acht Wanderer kamen auf dem Weg von der Sciora-Hütte in das Tal ums Leben.

In etwa sieben Kilometer Luftlinie wurden in Bondo und im Ortsteil Spino Gebäude zerstört. Am 25. und 31.8.2017 gab es weitere Felsstürze, die den Weiler Sottoponte zerstörten. Nach knapp zwei Monaten konnten die 200 evakuierten Bewohner Bondos wieder in den Ort zurück. In den Abtransport des Gesteins und den Neubau von Straßen und Brücken musste ein hoher zweistelliger Millionenbetrag investiert werden.

Über fünf Prozent der Schweizer Landesfläche sind Permafrost-Gebiet. Die Auftautiefe in Permafrostböden reicht je nach Lage von 30 bis 200 cm. Bergstürze wie im Bondasca-Tal werden durch die Klimaerwärmung immer häufiger auftreten.

Wolfgang Zängl, Gesellschaft für ökologiche Forschung

Am 25.8. gab es den nächsten Felssturz. In der Nacht vom 31.8. auf den 1.9. kam in Bondo noch einmal eine große Mure herunter: Die Geröll- und Schlammlawine verschüttete Teile der Bergstraße und den gegenüberliegenden Ort Spino, der evakuiert werden musste. Der Weiler Sottoponte existiert praktisch nicht mehr.

Am 15.9. brachen am Piz Cengalo weitere 200.000 bis 500.000 Kubikmeter Gestein ab. Und 500.000 bis eine Million Kubikmeter sind noch oben, von denen niemand weiß, wann sie herunterkommen werden.

Fotos: © Gesellschafrt für ökologische Forschung

Fotos: © Gesellschafrt für ökologische Forschung

Graubünden, Schweiz, ca 1988 / 2017
Graubünden, Schweiz, o.Jg. / 2017